Kreuzberger Chronik
April 2024 - Ausgabe 258

Mühlenhaupts Erinnerungen

Wenn unser Haus erwacht


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von Kurt Mühlenhaupt

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Wir waren umgezogen, aber meine Bilder malte ich weiter im Trödel. Wenn andere Leute aufstanden, ging ich rüber ins Haus, denn ich wurde müde von der nächtlichen Arbeit. Wer nichts tut, wird auch müde und geht früh schlafen. Je länger man schläft, umso müder wird man. Darum sind alle noch müde, wenn man ihnen morgens auf dem Treppenflur begegnet und sie brubbeln nur, wenn man etwas sagt.





Kam ich morgens nach Hause, schlich ich leise an den Mülltonnen vorbei, die auf dem Hof standen und dachte, was hat sich bloß wieder für ein Dreck angesammelt. Lief ich weiter über den Hof, hörte ich, daß bei irgendeinem das Radio lief, weil er wissen wollte, wie spät es ist. Einer von den zweihundert Mietern guckte aus dem Fenster und wartete auf jemanden, der noch in der Kneipe saß. Wenn ich die Treppe hoch ging, hörte ich, daß jemand Frühsport treibt. Das Frühkonzert wurde lauter, dazwischen hörte ich Stimmen. Da kloppten sich zwei, und das schon am frühen Morgen!


Ich blieb stehen, hielt Mund und Nase offen und das eine Ohr schräg nach oben, weil ich neugierig war. Um Gottes willen, dachte ich, wenn de mit so wat verheiratet bist. Dann sah ich den Portier und die Naujocken auf den Hof stürzen. Die hielten nun auch ihr Ohr schräg nach oben. Überall gingen die Fenster auf und ich sah sie alle im Nachthemd. Sie dachten, ich mache den Krach. Laß sie denken, dachte ich, es ist ja nichts passiert, es ist ja nur das Haus aufgewacht.

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