November 2023 - Ausgabe 254
Mühlenhaupts Erinnerungen
Peter Paul Zahl von Kurt Mühlenhaupt |
Seine Arbeit verrichtete er auf einer kleinen Rotaprint-Maschine, die aber viel zu klein war für ihn, denn er hatte viele Aufträge. Was er nun druckte, war nicht etwa Kunst, nein, er zählte zu den Linksintellektuellen, für sie druckte er Flugblätter. Das war verboten. Ich machte mir darüber keine Gedanken, auch nicht, als er mich anpumpte. Gutmütig, wie ich war, lieh ich ihm sechstausend Mark, damit er sich eine größere Druckmaschine kaufen konnte. Ich hatte natürlich einen kleinen Hintergedanken dabei. Vielleicht bestand ja die Möglichkeit, daß er auch für mich Arbeit annimmt, damit das geliehene Geld auch wirklich zurück fließt. Aber es kam nichts. Er zog nach Neukölln. Dann hörte ich lange Zeit nichts mehr von ihm. Und für Berlin kamen die unruhigen Tage mit Ohnesorg und Rudi Dutschke, der angeschossen wurde. Ja, ein ganzer Krieg mit der RAF begann. Aber keiner nahm sie anfangs so richtig für voll. Sie nannten sich »Rote Rheinarmee«. Für sie druckte Peter Paul Zahl die Flugblätter. Als sie nun Menschen umbrachten und die Spielregeln nicht mehr einhielten, griff man sich einen nach dem anderen. Das ging natürlich nicht so schnell, es zog sich über viele Jahre hin. Irgendwann sperrten sie auch Peter Paul Zahl ein. Er musste zehn Jahre ins Gefängnis. Bei den Untersuchungen fand man ein Notizbuch in dem mein Name stand, weil ich ihm Geld für eine Druckmaschine geliehen hatte. So kamen sie nun auch zu mir. Man stellte mein ganzes Haus auf den Kopf. Da ich aber ein unbescholtener Bürger war und auch nichts gefunden wurde, zogen sie wieder ab, und ich blieb unbehelligt. Peter Paul Zahl saß seine Zeit ab, danach verließ er Deutschland Richtung Mittelamerika. |