Kreuzberger Chronik
Dez. 2023/ 2024 - Ausgabe 255

Briefwechsel

Völlig vergessen


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von Nadja Ahrends

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Nadia Arends zu »Chamissoplatz als Superblock«


Sehr geehrte Redaktion!

Leider habe ich erst jetzt die Ausgabe vom September gelesen. Der Artikel über den Umbau des Chamissoplatzes lässt leider einiges vermissen. Das würde ich gerne an dieser Stelle ergänzen.

Dass dem rotweißlackierten Treiben der Grünen am Chamissoplatz Einhalt geboten wurde, ging vor allem auf das Engagement meiner beiden Nachbarn zurück. Sie engagieren sich seit Jahren mit ebenso viel Sachverstand wie Erfolg gegen jede Art von Verunstaltung im Kiez. Gäbe es so etwas wie ein Kreuzbergverdienstkreuz, dann wären sie die ersten Anwärter. Sie erhoben ihr Veto bei der Umgestaltung der Markthalle in eine Gastronomiezeile. Sie protestierten gegen den Umbau der Bergmannstraße und gegen die geplanten Wohnbauten auf den denkmalgeschützten Bergmannfriedhöfen. Und sie engagieren sich bis heute unablässig für den Erhalt der denkmalgeschützten Keller auf dem Bock-Brauerei-Areal an der Schwiebusser Straße, die zu den wenigen verbliebenen Zeugen für die unterirdischen Rüstungsfabriken der Nazis und den Einsatz von Zwangsarbeitern gehören.

Meine Nachbarn sind es auch, die für den Rückbau der Poller am Chamissoplatz maßgeblich gesorgt haben. Sie haben bereits zu Beginn der vom Bezirksamt veranlassten Baumaßnahmen gegen die rotweißen Verpollerungen interveniert und das Landesdenkmalamt davon in Kenntnis gesetzt. Erst daraufhin ist das Amt tätig geworden, und nur infolge dieser Intervention sowie späterer weiterer Schreiben seitens engagierter Anwohner und Anwohnerinnen wurden dem Bezirk die erfolgten Rückbaumaßnahmen und Neugestaltungen vonseiten des LDA Berlin auferlegt.

Dass meine Nachbarn im Beitrag unerwähnt bleiben, ist mehr als nur schade. Auch die unkommentierte Übernahme der Bezirksamtsauskunft, die Kosten für die »zweite Umbauphase« hätten sich auf lediglich 150.000 Euro belaufen, hätte man zumindest hinterfragen können. Nach Aussagen von Fachleuten verursachen derart umfassende Maßnahmen Kosten von mindestens einer 3/4tel Million.

Völlig vergessen wird im Artikel auch die Weigerung der zuständigen Behörden, die vom LDA geforderte »Heilung« der »entstellenden Umbaumaßnahmen« vorzunehmen. Baustadtrat Schmidt behauptete: »Die Umbauten gehen das LDA überhaupt nichts an, die haben sich hier nicht einzumischen. Hier ist das Bezirksamt zuständig!« Schmidt und der Bezirk wurden durch das LDA eines Besseren belehrt.

All das wäre in Ihrem Beitrag bestens platziert gewesen, aber nun haben Sie ja die Möglichkeit, Versäumtes nachzuholen. Nadia Arends

Sehr geehrte Frau Arends,

Wir nehmen Ihr Angebot dankend an und ergänzen. mfG, d. R.


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