Februar 2021 - Ausgabe 226
Kanzlei Hilfreich
Hilfreich und der Kölner Karneval von Kajo Frings |
Nachdem schon die letzte Geschichte mit der Medienstadt Köln zu tun hatte, hier noch eine: Jens Hilfreich hatte in den 90er Jahren gelegentlich auch Kriegsdienstverweigerer vertreten. Bis zur Wiedervereinigung war Westberlin einberufungsfreie Zone. Das änderte sich. Nun wurden auch Berliner nicht verschont von unbeliebten Einberufungsbescheiden. Die jungen Männer zwischen 18 und 28 Jahren mussten dann in Pankow oder in Oberschöneweide vor einem »Ausschuss zur Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer« erklären, warum sie einen Kriegsdienst mit der Waffe ablehnten. Ein junger »Comedian« einer in Köln produzierten Unterhaltungs-sendung wurde als »tauglich« gemustert und musste mit seiner Einberufung rechnen. Er war Pazifist und wollte als Kriegsdienstverweigerer anerkannt werden. Der Mann war sehr witzig, hatte nur das Problem, dass er auch im Privatleben nichts als Quatsch im Kopf hatte. Er konnte auf sachliche Fragen keine Antwort geben, ohne so zu tun, als habe er gerade ein Mikrofon vor der Nase. Jens Hilfreich musste wie ein Regisseur arbeiten, um zu verhindern, dass die Verhandlung vor dem Prüfungsausschuss zur Farce verkam. Es bedurfte eines harten Trainings, aber es lohnte sich. Sein Mandant wurde gleich in der ersten Instanz als Kriegsdienstverweigerer anerkannt und war nun guten Willens, seinen Zivildienst abzuleisten. Das allerdings fand sein Arbeitgeber, der besagte Kölner Fernsehsender, gar nicht gut. Nun stand die Einberufung zum Zivildienst an - und zwar durch das »Bundesamt für den Zivildienst« in Köln. Hilfreich fertigte einen Schriftsatz nach dem anderen, um das BAZ davon zu überzeugen, dass die Einberufung des Kabarettisten eine »nicht vertretbare Härte« darstelle, da ihm die einmalige Chance genommen werde, als Verbalclown reich und berühmt zu werden. Das interessierte das Bundesamt einen feuchten Kehricht. Also fuhr Jens Hilfreich wieder einmal nach Köln, um sich persönlich mit dem Sachbearbeiter zu unterhalten, doch dieser blieb stur, obwohl Hilfreich ihn auf Kölsch und Reibekuchen im Gaffel eingeladen hatte. Man unterhielt sich über die diversen Karnevalsinstitutionen dieses seltsamen Völkchens. Es war ein nettes Gespräch. Jens Hilfreich zahlte das Essen und verabschiedete sich bester Laune. Er hatte seinen Auftrag erledigt, den seltsamsten, den er in seiner Zeit als Anwalt je erhalten hatte. Einer der beiden Produzenten der Sendung hatte ihn zuvor angerufen: »Passen Sie auf, Herr Hilfreich! Sie müssen nur herausfinden, in welchem Karnevalsverein der zuständige Sachbearbeiter ist. Den Rest erledigen wir dann vor Ort.« • |