Kreuzberger Chronik
Oktober 2020 - Ausgabe 223

Briefwechsel

Ich hätte da mal einen Vorschlag....


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von Michael Becker

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Michael Becker zu "Der Herr D. isst Eis" in Nr. 222


Der Verkehr rüstet auf, die Autos werden stärker und schneller, und die Fahrräder stehen den Autos in nix nach, der Anteil, der lediglich durch Muskelkraft angetrieben wird, sinkt monatlich. Nur der Fußgänger lässt sich nicht technisch aufrüsten, er müsste ins Fitnessstudio, um seine Leistungsbilanz zu verbessern. Und so verlagert sich der Verkehr, das Auto macht dem Fahrrad und das Fahrrad dem Fußgänger den Platz streitig. Es ist inzwischen schon fast normal, dass Fahrräder in jeder Richtung und jedem Tempo auf den Gehwegen unterwegs sind. Die so genannten »Ordnungskräfte« aber stecken Knöllchen unter Scheibenwischer, wenn die Parkgebühr nicht entrichtet ist, und die Polizei sieht weg. Sie hat keine Zeit für derlei kleine Ordnungswidrigkeiten. Aber sie sind lästig, mitunter sogar gefährlich.

Wer soll all dies nun noch regeln? Ich hätte da mal einen Vorschlag, einen innovativen und personalsparenden:

Der Stand der Technik erlaubt es heute, über das autonome Fahren der Verkehrsmittel nachzudenken und so wäre es doch ein Segen, wenn diese Technik in alle neuen Verkehrsmittel eingebaut würde.

Alle Fahrzeuge, auch die Fahrräder mit E-Antrieb, erkennen Verkehrszeichen und wissen, ob sie auf der Fahrbahn, dem Fahrradweg oder dem Gehweg unterwegs sind. Und die Technik hilft und lässt auf der Straße etwas über 50 km/h zu, auf dem Radweg sind es dann genau 25 km/h und auf dem Gehweg eben nur die Schrittgeschwindigkeit eines Rentners. Versucht ein Autofahrer sein Fahrzeug auf dem Rad oder Gehweg abzustellen, dann geht das leider nicht, der Wagen rollt weiter bis zum nächsten freien Parkplatz. Das Radfahren in falscher Richtung oder auf dem Gehweg führt unweigerlich zur Schrittgeschwindigkeit. Und sollte der Autopilot ein unangemessenes Beschleunigen oder häufiges Hupen registrieren, dann analysiert er eine mentale Überlastung des Fahrers oder der Fahrerin, steuert den nächsten freien Parkplatz an und geht erst wieder nach 30 Minuten Ruhezeit an. Und eine Rettungsgasse wird ganz autonom gebildet!

Schwere Unfälle mit Personenschäden, wie 2019 in der Invalidenstraße oder letztens am Ku´damm, hätten nicht stattgefunden!

Zudem würde die technische Lösung die Ordnungskräfte entlasten, die sich dann uneingeschränkt anderen Aufgaben widmen können. Blitzer und feste Überwachungsanlagen können demontiert werden, nur in Flensburg müsste dann wahrscheinlich dringend eine andere Behörde angesiedelt werden, damit dort die lokale Infrastruktur nicht komplett zusammenbricht! •

Wie immer verlosen wir unter den humorvollsten, boshaftesten und dümmsten Leserbriefen je zwei Freikarten fürs Mehringhof Theater.


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