Februar 2015 - Ausgabe 166
Briefwechsel
Man überfährt sie! von Heidemarie Zöllner |
Im Grunde müsste ja an dieser Stelle der verantwortliche Stadtrat schreiben. Er könnte zu den Vorwürfen Stellung nehmen, die Sie in der letzten Ausgabe gegen ihn erhoben haben. Da ich aber davon ausgehe, dass der Stadtrat es nicht für nötig hält, sich mit auflagenschwachen Publikationen auseinander zu setzen, möchte ich diese Seite dazu nutzen, um mich für einen Beitrag im Dezemberheft zu bedanken. Ich bin seit vielen Jahren Leser der Kreuzberger Chronik, aber mit der Geschichte über die »Deportation« der Ziegen vom Kreuzberg haben Sie sicherlich nicht nur mir aus dem Herzen gesprochen. Die Aktion hat alle hier im Kiez verärgert. Sie wirft ein Licht auf die Art und Weise, in der man heute mit den Bürgern verfährt: Man überfährt sie! Es haben auch andere Medien ausführlich darüber berichtet, aber es ist zu befürchten, dass das Interesse an dem Gehege schnell wieder verflogen ist, und dass man, sobald die Objektive der Lokalberichterstatter sich anderen Motiven zuwenden, einen zweiten Entführungsversuch starten wird, um die Tiere aus dem Verkehr zu ziehen. Ich möchte Sie deshalb bitten, diese Angelegenheit auch weiterhin aufmerksam zu beobachten. mit freundlichen Grüßen - Heidemarie Zöllner Sehr geehrte Frau Zöllner, Vielen Dank für Ihren freundlichen Brief und Ihre jahrlange Treue als Leserin. Wir werden dieses Thema mit Sicherheit nicht aus den Augen lassen und unser möglichstes tun, die Ziegen und ihre Freunde vor weiteren hinterhältigen »Entführungsversuchen« durch das Bezirksamt zu schützen. Doch wie Sie in Ihrem Schreiben bereits bemerkten, werden diese Aktionen in aller Regel heimlich ausgeführt. Insbesondere Nachrichten von bevorstehenden Bauausführungen auf Kreuzberger Boden erreichen uns in aller Regel viel zu spät. Es ist also weniger der Presse, sondern vor allem der Wachsamkeit der Kreuzberger Bürger zu verdanken, die jegliche Veränderung in ihrem Kiez mit Argwohn und berechtigter Skepsis beobachten, wenn Planungen des Senats oder des Bezirkes an die Öffentlichkeit gelangen. Die Presse ist lediglich der Multiplikator einer Nachricht, die Kreuzberger Chronik lediglich ein Sprachrohr für die Bewohner eines Stadtviertels. Wir können nur darum bitten, uns auch in Zukunft- so wie im Fall der Ziegen - möglichst schnell zu informieren, wenn sich etwas tut vor unserer Haustür. Schon oft wurden Themen an uns herangetragen, die bald von großem öffentlichen Interesse waren. |