Kreuzberger Chronik
Februar 2015 - Ausgabe 166

Herr D.

Der Herr D., der Lehrer und der Dackel


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von Hans W. Korfmann

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Da sind Sie ja wieder! Wo waren Sie denn so lange? Sie haben doch nicht irgendwo einen besseren Kuchen als meinen gefunden?«, fragte die Kuchenverkäuferin den Lehrer, der das Bein ein wenig nachzog und umständlich an einem der kleinen Tische auf der Heimstraße Platz zu nehmen versuchte.

Der Herr D., der bereits Käsekuchen aß, lächelte. Die Kuchenbäckerin hatte seine heimliche Sympathie gewonnen. Auch der Lehrer schien ihr wohlwollend zugeneigt.

»Ach i wo«, sagte er, »es gibt nirgends einen besseren Kuchen als bei Ihnen. Ich war ein bisschen im Krankenhaus.«

»Schon wieder?«

»Die haben das mehrmals wieder aufmachen müssen!«

»Das darf doch nicht wahr sein!« Die Kuchenverkäuferin stemmte die Arme in die Hüften. »So ein Beinbruch war doch früher kein Problem, oder!«

»Früher waren nicht so viele Keime unterwegs!«, sagte der Lehrer und bestellte sich »auch so einen Käsekuchen wie der Herr D.!«

»Kann ich nur empfehlen!«, sagte der Herr D.

In diesem Moment setzte sich ein Herr mit einem Dackel an einen der Tische, und damit war das kleine Café auch schon fast voll. Der Dackel trank Wasser aus einer Schale und das Herrchen sagte: »Ich hätte dann auch gerne einen Käsekuchen!«

Der Dackel nickte. »Kann ich nur empfehlen!«, sagte der Herr D. Und den Lehrer fragte er: »Wo waren Sie denn?«

Der Lehrer sagte: »Im Urban. Ist aber nicht zu empfehlen.«

»Naja«, murmelte der mit dem Dackel, »das ist ja ein großes Haus, acht Stockwerke. Das ist nicht so einfach, da alles sauber zu halten. Und wenn Sie wüssten, wie viele Putzfrauen da putzen pro Etage!«

»Ick schätze mal zwo!«, sagte die Kuchenbäckerin, die gerade mit ihrer karierten Schürze und zwei extragroßen Stücken Käsekuchen an den Tisch trat.

»Das war einmal.«, sagte der mit dem Dackel. »Vor zwei Jahren! Jetzt ist da nur noch eine. Und die muss die ganze Etage alleine machen, den Gang, die Krankenzimmer, die Badezimmer, Küchen, Behandlungszimmer, Aufenthaltsräume, das Ärztezimmer und so weiter. Und zwar nicht wie früher in acht Stunden, sondern in vier Stunden. Wenn sie länger braucht, gilt das als Privatvergnügen.«

»Glaub ich nicht!«, sagte der Herr D.

»Ich hab es aber aus sicherer Quelle«, sagte der mit dem Dackel. »Die Putzfrau ist meine Frau!«

»Das kann doch nicht wahr sein!«, sagte die Kuchenverkäuferin und stemmte die Arme in die Hüften.

»Doch doch, alles wahr!«, sagte der mit dem Dackel. Der Dackel sah mit traurigem Blick sein Herrchen an, das gerade ein Stück Kuchen auf die Gabel schob, und nickte.•


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