Mai 2013 - Ausgabe 147
Briefwechsel
zu Kajo Frings Brief Nr. 18 von Hans Peter Hubert |
Zum Briefwechsel in der Kreuzberger Chronik Nr. 146 Sehr geehrter Herr Frings! In Ihrem flotten Artikel in der Ausgabe 146 findet sich in einem Nebensatz die Behauptung, die Aktivitäten zur Verkehrsberuhigung der Friesenstraße würden nach dem Sankt-Florians-Prinzip gemacht, also mit der Absicht, den Verkehr woandershin zu verdrängen. Dieses vordergründige und bei genauer Betrachtung unsachliche Argument hat die Initiative, die sich bewusst nicht als »leise friesenstraße«, sondern als »leiser-bergmannkiez.de« gegründet hat, schon öfter zu hören bekommen. Die Verkehrsberuhigung für die Friesenstraße durch Sperrung der Zossener Straße für den Durchgangsverkehr auf Höhe der Markthalle wurde bereits 2007 vom »Mieterladen Chamissoplatz« thematisiert, und sogar 2010 schon mal vom Bezirk beschlossen. Das ist nur ein Baustein beim Versuch einer Reduzierung des Autoverkehrs im Bergmannkiez - die »Begegnungszone Bergmannstraße« ist ein weiterer. Letztlich geht es darum, den Autoverkehr in Berlin insgesamt zu reduzieren – durch Gründung vieler Initiativen, die sich lokal und regional für Verkehrsreduzierung einsetzen. Die einzig gute Verdrängung ist die Reduzierung des Autoverkehrs in der Stadt. Bewusst auf konkrete lokale Ziele zu setzen ist nicht »Sankt Florian«, sondern sinnvoll, wie die Geschichte der Bürgerinitiativen seit Beginn der 70er Jahre zeigt – die ja auch gelernt haben, lokale Themen in überregionale Zusammenhänge zu stellen. So würde niemand z.B. den Protestierenden in Gorleben unterstellen, dass sie bei sich kein atomares Endlager wollen, damit es woanders gebaut wird. Beim Versuch, eine Verkehrsberuhigung im Bergmannkiez herbeizuführen, ist allerdings das Thema Friesen-/Zossener Straße ein zentrales Thema. Nicht zufällig unterstehen einzig diese beiden Straßen in unserem Kiez nicht dem Bezirksamt, sondern unmittelbar der »Verkehrslenkung Berlin«, also dem Senat. Die Achse Friesenstraße-Zossener Straße gilt als Entlastungsstrecke für den Mehringdamm. Was auch der Grund dafür ist, warum bislang alle Initiativen und auch das Bezirksamt mit dem Anliegen noch nicht erfolgreich waren. Mit den bekannten negativen Folgen für unseren Kiez. Da wollen wir doch jetzt mal wieder Druck machen, nicht wahr? Würde man einem Mieter am Mehringdamm unterstellen, dass er den dortigen Durchgangsverkehr in Richtung Zossener- oder Friesenstraße verdrängen will, indem er die hiesige Friesenstraßen-Initiative diffamiert? Sankt Florian – nur umgekehrt? Nein, das wäre genau so ein Unsinn und führte zu nichts. Sinnvoller ist es wohl eher, sich zueinander solidarisch zu verhalten. Und sich über ein mögliches gemeinsames Vorgehen zu unterhalten. Zum Beispiel in gemütlicher Runde im Heidelberger Krug. • Wie immer verlosen wir unter den Einsendern der originellsten, dümmsten oder intelligentesten Briefe zwei Freikarten für das Mehringhoftheater. |