Februar 2013 - Ausgabe 144
Strassen, Häuser, Höfe
Die Kleine Parkstraße von Werner von Westhafen |
Einst führte das Sträßchen zu den Gärten und Villen am Kreuzberg. Heute sind die Gartentürchen alle verschlossen. Foto: Dieter Peters
Kaum jemand nutzt sie noch, die kleine Gasse, die nirgendwo mehr hin führt. Aber noch immer steht vorn an der Kreuzbergstraße ein Straßenschild und erinnert daran, dass die Kleine Parkstraße einst nicht an einem Zaun endete, sondern noch weiter hinauf führte auf den Kreuzberg, mitten hinein in den Park, der auf dem alten Weinberg Anfang des 19. Jahrhunderts allmählich Gestalt annahm. Am Rand dieses Parks, der fünfzig Jahre später von dem Berliner Gartenbaudirektor Hermann Mächtig zum Viktoriapark mit Wasserfall und künstlicher Schlucht umgebaut wurde, lagen die Wohnsitze der besseren Gesellschaft. Großzügige Villen mit Gärten, Springbrunnen und Weinlauben, deren Besitzer seit dem April des Jahres 1837 ihre Briefköpfe mit der poetischen Anschrift »Kleine Parkstraße« zieren konnten, da der Zugang zu ihren Wohnsitzen über die schmale Kopfsteinpflasterstraße erfolgte. Eine stille Wohngegend war das Villenviertel dennoch nicht. Besonders an schönen Sommerwochenenden, aber auch unter der Woche spazierten die Berliner die kleine Straße hinauf zum Denkmal, picknickten auf den Wiesen, spielten Federball oder ließen Drachen steigen. Sobald die Sonne schien, wurde der kleine Berg von den Berlinern zum Kurzurlaub aufgesucht. Das lag unter anderem an jenem großen Gartenlokal mit den Terrassen, die man in den steilen Hang gegraben hatte, damit das Bier in den Gläsern nicht ständig auslief. Die Viktoria Terrassen in der Kleinen Parkstraße Nummer 14 mit ihren Tischen waren stadtbekannt. Das Lokal hatte im Sommer wie im Winter geöffnet, es gab ein Café mit eigener Konditorei und deftigere Speisen »gutbürgerlicher Küche«. Der Getränkelieferant - die Schultheiss Brauerei lag gleich hinter dem Gipfel - konnte binnen weniger Minuten für Nachschub sorgen, wenn die Fässer alle leergezapft waren. Denn getrunken – und darin stimmen alle historischen Quellen überein – wurde am Kreuzberg und an der Hasenheide so viel wie kaum an einem anderen Ort der Stadt. Doch nicht nur das Bier lockte die Berliner. Ein Tanzsaal mit solidem Eichenparkett und eine Tanzdiele im Freien zogen vergnügungssüchtige Berliner aus allen Stadtteilen an. Foto: Postkarte
Foto: Postkarte
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