Kreuzberger Chronik
Dez. 2013/Jan. 2014 - Ausgabe 154

Briefwechsel

Destruktiv und befremdlich


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von Hansjörg Ebert

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Zum Kampf um die Tempelhofer Freiheit« , Nr. 154

Lieber Herr Korfmann, lieber Herr Peters!

Seit vielen Jahren lese ich mit Vergnügen Ihre Zeitschrift, Ihre Ausführungen zum »Kampf um die Tempelhofer Freiheit« finde ich aber reaktionär und destruktiv berlinfeindlich.

Hier herrscht akuter Wohnungsmangel. Deshalb explodieren die Mieten. Jährlich wachsen die Bevölkerungszahl um rund 50.000 und der Wohnungsbedarf um etwa 30.000. Da hilft nur Wohnungsbau. Den lehnen Sie aber ab und verteufeln die »regierende Klasse«, die den Wohnungsbau ankurbeln will. Die zutreffende Feststellung, es handelt sich bei der Randbebauung um ein »attraktives Angebot« in einer »verkehrlich gut erschlossenen Innenstadtlage«, tun Sie als Immobilienjargon ab, ohne es mit Fakten zu widerlegen. Sie behaupten, »es gibt Alternativen«. Das ist aber langfristig falsch, denn der Zuzug nach Berlin wird hoffentlich noch viele Jahre anhalten. Da sind alle Bau-landreserven bald erschöpft.

Aber auch der Platz für Gärtner, Sportler und Spaziergänger in einer weiten Parklandschaft ist wertvoll. Also ist der Kompromiss, ein Drittel für Wohnungssuchende und zwei Drittel für Grünflächengenießer, durchaus vernünftig. Demokratie ist nur mit Kompromissen und unter Berücksichtigung aller Interessengruppen möglich.

Hören Sie auf, Klientelpropaganda für egozentrische Kompromissverweigerer zu betreiben! Hoffentlich respektieren wenigstens Sie den Mehrheitswillen nach dem Scheitern des Volksbegehrens.

Mit bestem Dank für Ihre bemerkenswerte Kreuzberger Chronik

Hansjörg Ebert

Lieber Herr Ebert!

Ihr leidenschaftliches Engagement für die Interessen der Berliner SPD lässt darauf schließen, dass Sie ein direkter Nachfahr eines honorigen Namensvetters der Sozialdemokraten sind. Sollte dem so sein, so fühlen wir uns geschmeichelt.

Widersprechen müssen wir Ihnen natürlich trotzdem. Wir sind parteilos und unabhängig. Wir haben keine Klientel, sondern eine Meinung. Uns geht es – und das haben wir in unserem Beitrag auch deutlich gemacht – so sehr um die Demokratie wie Ihnen. Wir sind aber im Gegensatz zu Ihnen der Meinung, dass jeder, der dieses weite Feld einmal betreten und erlebt hat, gegen eine Bebauung jedweder Art sein wird. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Abstimmung vor Ort zu einem ganz anderen Ergebnis führen wird als die Befragung einer Menge, die nicht weiß, worum es geht. Deshalb schreiben wir: Damit auch Ahnungslose und Gutgläubige verstehen, was passiert. Es gibt keinen Mangel an Bauland, es gibt 2900 Hektar Baureserveflächen in der Stadt. Angesichts dieser Zahl sind die angeblich unverzichtbaren 30 Hektar des Tempelhofer Feldes schlicht ein Witz. Die Redaktion

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