Februar 2010 - Ausgabe 114
Literatur
afrodeutsch von May Ayim |
Sie sind afro-deutsch? ... ah, ich verstehe: afrikanisch und deutsch. Ist ja ne interessante Mischung! Wissen Sie, manche, die denken die Mulatten, die würden´s nicht soweit bringen wie die Weißen Ich glaube das nicht. Ich meine, bei entsprechender Erziehung... Sie haben ja echt Glück, daß Sie hier aufgewachsen sind Bei deutschen Eltern sogar. Schau an! Wollen Sie denn mal zurück? Wie, Sie waren noch nie in der Heimat vom Papa? Das ist aber traurig... Also, wenn Se mich fragen: So ne Herkunft, das prägt eben doch ganz schön. Ich zum Beispiel bin aus Westfalen und ich finde da gehör ich auch hin... Ach Menschenskind, das ganze Elend der Welt! Sei´n Se froh, daß Se nich im Busch geblieben sind. Da wär´n Se heute nich so weit. Ich meine, Sie sind ja wirklich ein intelligentes Mädchen. Wenn Se fleißig sind mit Studieren können Se ja Ihren Leuten in Afrika helfen: Dafür sind Se doch prädestiniert, auf Sie hör´n die doch bestimmt, während unsereins... ist ja so´n Kulturgefälle Wie meinen Sie das? Hier was machen? Was wolln Se denn hier schon machen? Ok Ok, es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Aber ich finde, jeder sollte erst mal vor seiner eigenen Tür kehren. Entnommen aus »Blues in Schwarz-Weiß«, orlanda Verlag, Berlin, 2005, iSBN 3-936937-27-3 |