März 2008 - Ausgabe 95
Kreuzberger Echo
Der Kampf ums Bärwaldbad von Hans W. Korfmann |
Ende Januar traute mancher seinen Augen nicht: Während die Berliner Bäderbetriebe einerseits die Schließung des alten Bades in der Kreuzberger Baerwaldstraße beschlossen hatten und in allen Zeitungen negative Schlagzeilen machte, prahlten sie auf der anderen Seite stadtweit mit einer wunderbaren Fotografie just dieses alten Schwimmbades, das bereits unzähligen und bekannten Filmen als Kulisse diente. Schamlos warb das stadteigene Bade-Unternehmen an den Bushaltestellen und anderen beleuchteten Werbeflächen der Firma Wall mit dem architektonischen Kleinod aus dem Jahre 1901 ür die Schwimmkultur in der Hauptstadt. Selten ist die Kluft zwischen plakativer Werbung einerseits und der Realität andererseits so groß. Derlei Täuschungsmanöver kennt man sonst nur aus der Politik. Selbst wenn den Verantwortlichen beim Start der Reklameaktion schon klar gewesen sein sollte, daß das Bad auch im Jahr 2008 seinen Betrieb aufrecht erhalten würde, so bleibt doch unvergessen, daß es im Jahr 2002 aufgrund der mangelnden Unterstützung durch die BBB bereits geschlossen wurde. Daß das Bad seitdem vom TSB, einem privaten Betreiberverein, weitergeführt wurde. Und daß es auch im Jahr 2008 trotz eines großen Engagements der Betreiber und ihrer Gäste wieder geschlossen worden wäre, hätten sich nicht abermals Presse und Politik eingeschaltet, um auf das drohende Ende hinzuweisen. »Geldhahn für Baerwaldbad zugedreht«, überschrieb der Tagesspiegel vom 19.1. einen Artikel, in dem es hieß: »Die Zukunft des Kreuzberger Baerwaldbades ist ungewiss, nachdem die Bäderbetriebe dem Betreiberverein des Bades TSB, den Zuschuss von jährlich 170 000 Euro gestrichen haben. Sportstaatssekretär Thomas Härtel begründete die Entscheidung damit, dass der TSB für diesen Preis das Angebot für Schul-und Vereinsschwimmen von bislang 295 auf 201 »Bahn-Stunden« hätte kürzen wollen.« Was weder der Staatssekretär, noch der Tagesspiegel erwähnte, waren die in den vergangenen Jahren drastisch angestiegenen Wasser und Energiekosten. Auch die Politik schaltete sich ein. Die sportpolitische Sprecherin der Linken erklärte angesichts der drohenden Schließung: »Der Geschäftsführer der Berliner Bäderbetriebe, Klaus Lipinsky, machte gestern deutlich, dass sein Unternehmen die Zuschüsse zur Bewirtschaftung des Bades in der Baerwaldstraße vollkommen streichen wolle. Ich möchte ihn daran erinnern, dass es Aufgabe der BBB ist, Schwimmen und Baden in der Stadt zu sichern, nicht zu unterbinden.« Und auf der Internetseite »unverkäuflich.org« heißt es: »Das Baerwaldbad steht vor dem Aus. 76 Schulklassen und 147.000 Besucherinnen sollen woanders baden gehen. Für 1.630 Schülerinnen pro Woche bedeutet dies einen Abtransport in andere Bäder, was zusätzliche Kosten von 105.000 € verursacht. Für muslimische Frauen heisst es ausgebadet. Der Homepage des Baerwaldbades ist zu entnehmen, dass die Stadt jährliche Zuschüsse von 170.000 € gewährt. 2007 seien allerdings Betriebskosten von 250.000 € angefallen. Erst im letzten Moment einigten sich die Berliner Bäderbetriebe mit dem Betreiber des Baerwaldbades. Weshalb die Morgenpost in gewohnt fröhlichem Ton berichtete: »Die drohende Schließung des Baerwaldbads in Kreuzberg ist abgewendet. Die Berliner Bäderbetriebe haben den kürzlich gestrichenen Zuschuss von 170 000 Euro pro Jahr nun doch wiederbewilligt.« Für die steigenden Grundkosten jedoch machten die BBB keinen weiteren Cent locker. |